Wochenspruch

Selig sind die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

                                                                                                           Matthäus 5,9

Gebet

Lebendiger Gott, Entfeindung – ich will sie neu wagen in deinem Sinne. Wie sehr bin ich, sind wir in unseren aufgewühlten Zeiten auf deinen Geist des Friedens angewiesen sind. Erfülle du uns in Jesu Namen mit deinem Geist des Friedens!  Amen

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres | 09. November 2025

Entfeindet euch!

Autor: Susanne Schneider-Riede

„Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen“-ein Satz aus der Feldpredigt Jesu. Klingt er nicht fast aus der Zeit gefallen? Klingt der Wochenspruch in unseren aufgewühlten Zeiten nicht fast irritierend: „Glücklich sind, die Frieden stiften“? Entfeinden, Frieden stiften, Frieden suchen – wir hören auf Jesu Lebensimpulse am 9. November. Das ist ein wahrhaft schillerndes Datum in unserer deutschen Geschichte. In dem Datum spiegeln sich die menschlichen Extreme wider: Am 9. November 1938 - schreit es zum Himmel, was Menschen Menschen antun können. Ich finde es immer wichtiger in unseren Tagen, dass wir uns daran erinnern lassen und nicht vergessen, was das braune Gedankengut in Menschen freigesetzt hat und freisetzt. Ein „nie wieder“ gerade jetzt muss doch in uns laut werden. Eine Entfeindung und noch mehr ein friedliches Miteinander, ja freundschaftliches Miteinander wurde nach dem 2. Weltkrieg mit Israel, mit Frankreich, mit Polen, mit Griechenland, auch mit Russland möglich. Ich staune darüber immer wieder, es ist doch eigentlich ein Wunder. Entfeindung und noch viel mehr kann möglich werden! Entfeindung, Frieden ermöglichen, Miteinander wagen- dazu lädt Jesu Predigt heute ein. Die Erinnerung an das Wunder der friedlichen Revolution ermutigt zu Schritten auf dem Weg des Friedens. Entfeindung und noch viel mehr kann möglich werden: Am 9. November 1989 fand eine friedliche Revolution in Deutschland statt. „Wir hatten alles geplant, waren auf alles vorbereitet – nur nicht auf Kerzen und Gebete!“ – so hieß es später von denen, die eigentlich eine Veränderung verhindern wollten – auch mit Gewalt. Es ist doch im Rückblick ein Wunder, dass es nicht zum 3. Weltkrieg kam, dass es nicht zu einem blutigen Niederschlagen der Demonstrationen kam. Wie viele Ostdeutsche haben diesen Weg gewählt, ich staune über ihren Mut, ich bin ihnen dafür dankbar. Die Sanft-Mutigen, die Friedfertigen haben gesiegt – Gott sei Dank. Die friedliche Revolution- sie wurde Wirklichkeit. Es war eine Wunder-Zeit. Jetzt sind 36 Jahre vergangen. Die Erinnerung an die Wunder-Zeit damals, die Erinnerung an die friedliche Revolution hilft mir, dass ich neu daraufsetze: Entfeinden, Frieden stiften, Frieden suchen können möglich werden. Am 9. November bleibt die Aufgabe das Geschenk des Entfeindens nach dem 2. Weltkrieg und das Geschenk der Einheit zu gestalten. Jesu Predigt kann uns an diesem Sonntag ermutigen, das Entfeinden und den Frieden im Kleinen zu wagen!

Predigtext für den Sonntag

 

27Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; 28segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen. 29Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht. 30Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück. 31Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch! 32Und wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben, die ihnen Liebe erweisen. 33Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Das tun die Sünder auch. 34Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche zurückbekommen. 35Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. 36Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. 37Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.38Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen.

 

Lukas 6,27–38