Monatsspruch

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.
Mk 16,6

Die einen suchen Schnäppchen, die anderen Schätze, die einen Eier, die andern eine Feier. Manche schwören auf Geocaching, andere auf Google. Kommt eben ganz drauf an, was man sucht, damit man weiß, wo und wie. Die drei, die im Schummerlicht des Morgens über den Friedhof schleichen, haben keinen blassen Schimmer, dass sie an der falschen Stelle suchen. Wenn nur nicht alles so absolut abgeschlossen wäre, denken sie. Mit offenem Mund stolpern sie durch die offene Tür. Denn nichts stimmt in der Grabkammer: Jesus liegt nicht am Boden, aber ein Jugendlicher sitzt herum. Er behauptet: „Jesus lebt. Der Tote ist auferstanden, aufgewacht, auferweckt und jetzt unterwegs.“ Und der scharfe Todesgeruch wird von der frischen Brise einer neuen Zeit vertrieben. Hier verliert jedes Verstehen den Boden unter den Füßen, jede Erkenntnis greift ins Leere. Denn Friedhöfe gab es doch schon immer. Der jüdische Friedhof auf dem Ölberg in Jerusalem hat Gräber, die rund 3.000 Jahre alt sind, weil der Tod nicht veraltet – scheinbar. Doch mit einem Mal ist alles anders, denn mit dem Einen wird alles anders. Der Tod ist zeitweilig, sterben ist vorläufig, und Friedhöfe werden zur Haltestelle. Am Ende sind alle Gräber leer, alle Grüfte ohne Knochen, alle Urnen staubfrei und alle Orte des Todes Gärten der Ewigkeit. Deshalb findet man den Gekreuzigten nicht in den Massengräbern von Butscha und nicht in den Foltergefängnissen von Teheran oder Damaskus, nicht bei Srebreniza und nicht in Auschwitz. Der Gekreuzigte ist der Gewinner, der Vernichtete ist der Verheißene, der zu Tode Gequälte reißt die Tür zum Leben auf. Er ist uns voraus, nimmt uns mit. Er sucht und findet uns, wie vergraben oder verzweifelt wir auch sind. Über dem Leichentuch grausamen Sterbens breitet sich jetzt der Duft eines freien Lebens mit dem Auferstandenen aus.