Monatsspruch

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?
Mt 16,15

Für Transhumanisten ist es ein Traum, für Traditionalisten ist es ein Trauma, dass eine Technologie lesen kann, wer ich bin. Kleinkinder lernen innerhalb weniger Wochen die Technik der Gesichtserkennung und wissen Liebe und Leiden zu unterscheiden. Scanner und Sensoren brauchten einen jahrelangen hochkomplizierten Entwicklungsprozess, bis sie Gesichter lesen konnten. Heute aber analysieren Algorithmen blitzschnell ein Gesicht, wissen Telefon-, Haus- und Steuernummer – trotzdem wissen sie nicht, wer ich bin. Auch in China nicht, wo Gesichter gespeichert werden und Verhalten verwaltet wird. Auch in Chatrooms nicht, wo mein Gesicht vielleicht von anderen verwendet wird. Keine Intention und keine Information reicht, die mir beweist, mit wem ich es zu tun habe.

Das ist mit Jesus genauso. Zuerst scheint er wie ein Meinungsforschungsinstitut seine Umfragewerte analysieren zu wollen. „Was halten die Leute von mir?“ (Mt 16,13), erkundigt er sich. Nette Frage für nickende Freunde. Man kann ein bisschen mitbabbeln, kann sich hinter den Ansichten anderer verstecken und braucht im Grunde überhaupt keine Meinung zu haben. – „Und ihr? Und du? Was hältst du von mir? Wer bin ich für dich?“, fragt Jesus dann. Alles im Leben dreht sich um diese Frage und meine Antwort darauf wie ein Hurrikan um eine Insel. Und wir müssen eine Antwort finden, um nicht zu unterzugehen. Ist Jesus ein Vorbild aus der Antike, um den in der Kirche viel Wind gemacht wird? Das wäre nicht schlecht. Ist Jesus der Helfer der Haltlosen und der Herrscher der Herrlichkeit? Das ist noch besser. Doch das alles ist nur eine brave Brise gegen den Sturm des Geistes, der dann losbricht, wenn alle Scanner und Sinne meines Herzens erkennen: „Jesus ist mein Ein und Alles! Mein Herr! Mein König! Mein Retter!“

 

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