Wort für die Woche

Jubilate
Loslassen, was vergänglich ist

Auf dem Marktplatz stehen ein junger Mann und sein aufgebrachter Vater. Außen herum versammeln sich die Menschen der mittelalterlichen Stadt Assisi und beobachten teils fasziniert, teils belustigt das Schauspiel:

Der Sohn hat wertvolle Kleider und Stoffe aus dem Fenster des väterlichen Wohnturms geworfen, hat sie auf die Straße geschleudert, wo Passanten sie hastig auflesen. Mit dem unverhofften Reichtum eilen sie davon.

 

Der Vater, Pietro Bernadone, ist ein reicher und angesehener Tuchmacher der aufstrebenden Stadt, der Sohn heißt Giovanni, gerufen aber wird er Francesco. Franziskus.

 

Auf dem Marktplatz wirft Franziskus alle seine Güter von sich, er legt die feine Kleidung ab, verzichtet öffentlich auf sein reiches Erbe. Zuletzt löst er sich sogar vom väterlichen Namen.

Nicht Pietro soll fortan sein Vater sein, nur noch der Vater im Himmel. Für seinen weltlichen Vater ist das ein unvorstellbar schmerzhafter Schlag, auch geschäftlich. Für den Sohn aber ist es die lange nötige Befreiung.

 

„Was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“

 

Francesco will sein Leben nicht mehr damit verbringen, irgendwelchen Gütern nachzurennen, er widmet sein Dasein vollständig und radikal der Suche nach dem, was ewig ist.

 

Vollkommenes Vertrauen auf Gott macht frei. Also lebt er bei den Bettlern, renoviert eine verfallene Kapelle, kümmert sich um Leprakranke, die in ihrer Kolonie vor der Stadt in Quarantäne hausen und wandert umher, um von Gott und Jesus zu erzählen.

 

Für den Vater wirft Francesco gerade alles weg, was das Leben sinnvoll und erfüllt sein lässt, aus der Sicht des Francesco aber ist das Ereignis auf dem Marktplatz ein Akt der Erlösung, er lacht, er jubelt, endlich frei!

 

Ich frage mich, wo ich in dieser Szene stehe. Bin ich wie der Vater, der all die sichtbaren Dinge anhäuft, um materielle Sicherheit und eine gesicherte Zukunft zu haben? Steckt vergraben in mir vielleicht ein Francesco, der eigentlich all das, was er besitzt, nicht braucht und es ebenso gut wegwerfen könnte?

Nein, wohl weder das eine noch das andere: Ich finde mich im Publikum, bin schockiert von der unvorstellbaren Grobheit einerseits, aber eben auch fasziniert von der Eindeutigkeit, von der Radikalität dieses jungen Mannes, und tief in mir rührt sich eine Stimme, die sagt: Ja, im Grunde hat er recht. Er hat es ganz verstanden, und ich fühle mich ein wenig beschämt. Ob ich es wohl schaffe – wenigstens innerlich – mich etwas weniger an dem festzuhalten, was ich sehen und greifen kann?

Predigtext für den Sonntag

14Denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch. 15Denn es geschieht alles um euretwillen, auf dass die Gnade durch viele wachse und so die Danksagung noch reicher werde zur Ehre Gottes.16Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. 17Denn unsre Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

 

                                                                                               2. Kor 4,14-18

Gebet:

Herr Jesus Christus, deine Auferstehung ist nicht schon längst vorbei. Ruf du mich heute zur Auferstehung, dass ich als Teil und Bewohner dieser Welt schon jetzt Anteil habe an der kommenden Welt und erkenne, was in dieser Welt wirklich zählt. Amen

Wochenspruch:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.   

 

2. Kor 5,17  

Autor:

Hans Christian Kley
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