Wort für die Woche

8. Sonntag nach Trinitatis
Die Kinder des Lichts

Manchmal sind es ganz alltägliche Geschichten, die einen Bibeltext auslegen und neu zum Klingen bringen. Und immer wieder sind es gerade die Kinder, die als Kinder des Lichts uns Erwachsenen die Augen öffnen, uns aufwecken aus der Finsternis, in der wir gefangen sind.

 

Sie war keine einfache Schülerin. Überhaupt nicht. Oft saß sie einfach nur teilnahmslos im Klassenzimmer. Auf Fragen hat sie selten geantwortet. Und das in der Grundschule. Sie hatte die große Fähigkeit, die beste Unterrichtsvorbereitung wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen. Dieses widerspenstige Gesicht und dieser kleine Trotzkopf.

 

Mit Autorität war ihr überhaupt nicht beizukommen. Sie hat sie einfach ignoriert. Dann wurde auf stur geschaltet. Es war manchmal einfach zum Davonlaufen. Irgendwann hat sie mich nur noch genervt. Mehr noch. Jede Woche hat sie mir den letzten Nerv geraubt.

 

Endlich näherten sich die Weihnachtsferien. Zwei Wochen zum Verschnaufen. Und dann kam dieser Samstag vor dem Weihnachtsfest. Letzte Einkäufe, die letzten Geschenke noch.

 

Wie aus heiterem Himmel stand sie plötzlich in der Fußgängerzone unter den Menschen. Nein bloß das nicht – habe ich mir gedacht. Aber da rennt sie schon direkt auf mich zu, nimmt meine Hand, hält sie ganz fest und sagt dann mit einem unbeschreiblichen Lächeln zu mir: „Ich wünsch´ dir frohe Weihnachten!“.

 

Dabei hat sie meine Hand ganz festgehalten und mich mit ihren großen Augen angesehen. Und schon war sie wieder im Gewühl der Menschen verschwunden. Einen Moment stand ich da, und wusste überhaupt nicht, was jetzt geschehen war. „Ich wünsch´ dir frohe Weihnachten!“ - und dieses strahlende Kindergesicht.

 

Fast ein bisschen beschämt bin ich dann nach Hause gefahren. Ein Kind, das einem so plötzlich die Augen öffnet. Mit ganz anderen Augen habe ich dann im Januar neu mit dem Unterricht begonnen. Und es wurde doch noch ein schönes Schuljahr.

 

Auch davon spricht der Epheserbrief, wenn er sagt: „Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“

 

Manchmal sind es die Kinder, die als Kinder des Lichts uns Erwachsenen die Augen öffnen, uns aufwecken aus der Finsternis und die Güte ans Licht bringen. Sie jedenfalls war ein Kind des Lichts. Und ich bin froh, dass ich ihr begegnen durfte. Denn sie hat mich daran erinnert, dass die Frucht des Lichts lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit ist.

Predigtext für den Sonntag

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

 

 Epheser 5,8b–14

Gebet:

Gütiger Gott,

du schenkst uns immer wieder

die Kinder des Lichts,

die uns die Augen öffnen,

die Finsternis aufdecken

und unser Herz erweichen.

Gib uns die Kraft,

immer wieder aufzustehen,

auch aus unseren Urteilen

und Vorurteilen. AMEN

Wochenspruch:

Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

                                                                                                                          Epheser 5, 8b.9

Autor:

Pfarrer Paul Häberlein
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