
Seit der Neukirchener Kalender 1890 zum ersten Mal erschien, ist er für viele Menschen weltweit eine unverzichtbare Hilfe, den Kontakt zu Gott nicht zu verlieren. In zwei Texten wird über den aktuellen Abschnitt der Ökumenischen Bibellese nachgedacht – der geistliche Impuls für den Tag wird durch ein Beispiel, eine Erzählung oder ein Gebet veranschaulicht. Tipps zu empfehlenswerten Büchern, Hinweise zu besonderen Personen der Kirchengeschichte und passende Liedangaben ergänzen die Andacht. Inzwischen gibt es den Neukirchener Kalender in unterschiedlichen Abreiß- und Buchausgaben und natürlich auch digital.
Ich, ich bin der HERR, und außer mir ist kein Heiland.
Jesaja 43,11
Das Selbstbewusstsein des Volkes Israel hat mächtig gelitten. Die Zeit der Verbannung hat ihre Spuren hinterlassen. Von dem Wissen, erwählt zu sein, ist nicht mehr viel zu spüren. Da meldet sich Gott durch Jesaja zu Wort und erneuert seine Verheißung (V. 10). Denn Gott hat seine Wahl getroffen.
Die Völker der Welt treten zum Rapport an, und Gott stellt die Frage: „Durch wen will ich reden und Geschichte schreiben?“ (V. 9). Seine Wahl fällt nicht auf die mächtigen Nationen. Seine Wahl fällt auf Israel. Durch dieses kleine Volk bezeugt er sich als der lebendige Gott: „Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland“ (V. 11).
Das ist Gottes Prinzip: „Was töricht und was schwach ist vor der Welt, hat Gott erwählt“ (vgl. 1Kor 1,27). Gott achtet nicht auf große Namen und große Ansprüche. Er sucht nach den Kleinsten, um sie zu seinen Zeugen zu machen. Das ist das Prinzip der Weihnacht. Es zieht sich durch alle Zeiten – bis zu uns heute.
Ein schwacher Zeuge
Als ich mit etwa 12 Jahren auf der Rückbank unseres Autos saß, habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie uns ein anderes Auto beim Rückwärtsfahren rammte. Meine Mutter hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Es krachte. Der Sachverhalt musste sogar vor Gericht geklärt werden. Und ich wurde trotz meiner jungen Jahre als Zeuge geladen. Ein schwacher Zeuge, aber offensichtlich war dem Richter meine Meinung wichtig. – Dieses Bild ist mir in guter Erinnerung. Auch was Gott betrifft, sind wir oft schwache Zeugen. Aber wir bezeugen die wichtigste Person der Weltgeschichte: Jesus Christus, Gottes Sohn. Wir sind nicht Zeugen, weil wir besonders redegewandt oder bühnentauglich wären. Wir bezeugen, was wir gesehen und gehört haben (Apg 4,20). Das genügt! Gott hat uns erwählt und uns zu seinen Zeugen in der Welt gemacht. Das ist unsere Würde. Wir können nichts beweisen, aber wir können ihn bezeugen – jeden Tag.
LESETIPP:
André Trocmé: Engel singen nicht für Geld. Und andere Geschichten zu Weihnachten. 158 S., geb., s/w-Abb., 12,90 € (Neufeld Verlag). – Wenn André Trocmé jedes Jahr neue Weihnachtsgeschichten schrieb und seiner Gemeinde erzählte, dann merkten alle sofort, dass es nicht (nur) um das erste Weihnachtsfest vor 2000 Jahren ging. Diese Geschichten sind voller Hoffnung und von einer strahlenden Freude über das Kommen des Retters.
F: Jesaja 43,8–13 · K: 1. Thessalonicher 5,1–8
Wach auf, du Geist