Vielen Dank für Ihre Nachricht!
Neukirchen Vluyn, 27.04.2023
„Was wir schreiben, muss mit dem Leben zu tun haben.“
Fast zwanzig Jahre lang leitete Ralf Marschner die Geschicke des Neukirchener Kalenders. Nun geht der engagierte Theologe im Mai in den Ruhestand. Zeit für einen Rückblick auf eine bewegte Zeit.
Diese begann nicht erst, als Ralf Marschner 1994 zunächst als Vertretung beim Neukirchener Aussaat-Verlag anfing, sondern eigentlich bereits in seiner Jugend in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz. Er wuchs in einem christlichen Elternhaus auf und wurde schon früh durch die christliche Jugendarbeit seiner Heimatgemeinde geprägt. Christen waren in der DDR allerdings nicht gern gesehen und galten bisweilen als staatsgefährdend. Das konnte unter anderem massive Einschränkungen zur Folge haben, die Ralf Marschner ebenfalls zu spüren bekam. Da er als Christ nicht studieren durfte, absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Maler. Außerdem verweigerte er als Pazifist den Dienst an der Waffe und musste als Bausoldat arbeiten.
Nach dem Fall der Mauer studierte Ralf Marschner Theologie in Leipzig. Dort absolvierte er auch sein Vikariat und arbeitete anschließend als Redakteur bei der renommierten Theologischen Literaturzeitung in Leipzig. 1994 verschlug es ihn dann – zunächst als Vertretungslektor im Neukirchener Aussaat-Verlag – nach Neukirchen-Vluyn.
Was eigentlich nur für ein paar Monate angedacht war, wurde zu einer langfristigen Festanstellung und einer Herzensaufgabe. Seit 2004 leitet Ralf Marschner nun schon die Redaktion des „Neukirchener Kalenders“ und des „Momento-Kalenders“. Der Neukirchener Kalender gilt heute als der bekannteste Andachtskalender im deutschsprachigen Raum. Mehr als 200 Mitarbeitende aus 7 Ländern arbeiten daran mit und erschließen ihrer Leserschaft die Reichtümer der biblischen Texte.
Wie hält man da die Fäden zusammen? Der 67-Jährige lacht: „Indem man strukturiert arbeitet und einen guten Umgang zu allen Mitschreibenden pflegt. Ich kenne etliche persönlich, viele noch aus meiner Tätigkeit im Aussaat-Verlag, aber auch aus anderen christlichen Kontexten.“ Dabei sind nicht alle in einem Pfarramt tätig, sondern auch interessierte Laien tragen Auslegungen zu den Texten bei. „Wichtig ist, dass alle eine Theologie vertreten, die zu der geistlichen Ausrichtung des Kalenders passt, und dass sie eine gute Schreibe haben.“
Ihm liegt besonders am Herzen, dass die Botschaft der täglichen Kalenderandachten die Menschen auch erreicht: „Trotz aller Vielfalt in den Andachten, Gebeten, Geschichten und Gedichten sehe ich als oberstes Ziel meiner Tätigkeit, deutlich zu machen: die Bibel ist aktuell und hat etwas mit uns und unserem Leben zu tun!“ Dass dies offensichtlich gelingt, zeigt eine amüsante Begebenheit in einer Kirchengemeinde in Bayreuth. In dieser Kirche wird der Neukirchener Kalender zur Einsicht für Kirchenbesucher ausgelegt. Als der dort amtierende Pfarrer mal wieder bei Ralf Marschner ein Exemplar bestellte, sagte er auf die Frage, warum er einen weiteren neuen Kalender braucht: „Der Neukirchener Kalender ist das meistgeklaute Buch in unserer Kirche!“.
Nun geht Ralf Marschner in den Ruhestand. Was möchte er dem neuen Redaktionsteam mit auf den Weg geben? „Bleibt gelassen und lasst euch nicht entmutigen, auch wenn euch der Wind mal ins Gesicht bläst!“ Für die Zukunft des Kalenders wünscht er sich, dass es weiterhin gelingt, auch schwere Themen so zu vermitteln, dass Menschen sich zum Glauben eingeladen fühlen.
Den Staffelstab von Ralf Marschner übernehmen die Theologinnen und Lektorinnen Anna Böck und Viktoria Tersteegen und die langjährige Kalenderverlags-Mitarbeiterin Birgit Schubert.
Vielen Dank für Ihre Nachricht!